Am Ende der Welt – Ein Gespräch mit Pieter Hugo

Wenn man die Bilder von „Permanent Error“ des südafrikanischen Fotografen Pieter Hugo betrachtet, kann es passieren, dass einem für Augenblicke die Zeit durcheinander gerät. Man sieht eine Wüste voll brennender Monitore, schwelender Platinen, schmelzender Tastaturen und jungen Männern, die herausfordernd in die Kamera schauen, und weiß nicht mehr, ob die Fotos vor oder nach dem Weltuntergegang entstanden sind.

Hugo ist für „Permanent Error“ nach Agbogbloshie gereist, eine riesige Müllhalde vor den Toren Accras, der Hauptstadt von Ghana. Jugendliche Tagelöhner schlachten hier den Elektroschrott der westlichen Welt aus. Sortieren Kupferdrähte, Stahl und Aluminium aus und verbrennen den Rest, der als Giftmüll zurückbleibt. Im Hafen von Tema treffen monatlich etwa 400 Container mit ausrangierten Elektrogeräten aus Europa und Amerika ein; jeder randvoll mit Computern, Festplatten und Mobiltelefonen. Nur 20 Prozent des jährlich anfallenden Mülls der westlichen Welt werden ordnungsgemäß entsorgt, der Rest wird als Second-Hand-Ware in Entwicklungsländer verschickt. Was funktioniert, wird auf den Märkten Ghanas zum Verkauf angeboten, der Rest landet in Agbogbloshie.

„Hundert Prozent Recycling“ nennt Hugo das. Er meint das provokant, aber nicht zynisch – trotz der giftigen Dämpfe, die den  Minderjährigen bei ihrer Arbeit in die Lungen steigen. Pieter Hugo geht es nicht darum, die großen und kleinen Tragödien des afrikanischen Kontinents zu dokumentieren. Dem Kapstädter Fotografen, dessen Bilder häufiger in Galerien zu sehen sind als in Magazinen, geht es um uns: Um unseren blinden Konsum, unsere Wachstumsbesessenheit. Und um unsere Faulheit, diese Geschichten nicht durch die Augen seiner Protagonisten zu sehen, sondern ihnen mit unseren Bedenken zu Arbeits- und Umweltauflagen oder Verteilungsgerechtigkeiten zu begegnen…

Vollständiger Artikel als PDF: „Am Ende der Welt – Ein Gespräch mit Pieter Hugo“, Fräulein 06/2012

 



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